Im Neckar schwimmen 2000 Karpfen mehr
Regierungspräsidium will Biodiversität des Flusses erhöhen. Doch der Naturschutz ist nicht die einzige Motivation für die Helfer.
Die erwähnten 16 Mitglieder aus Angelvereinen und der Pachtgemeinschaft waren alle Mitglieder der Fischrettung!
Von Katharina Schröder
Ladenburg/Heidelberg. Flutsch! Ein Kescher voller junger, wild zappelnder Karpfen landet in einer Kiste, zwei Helfer packen an, und wenige Sekunden später schwimmen die Fische im Neckar. Das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) besetzt den Fluss mit Schuppenkarpfen, um die Biodiversität des Flusses zu erhöhen.
Gezüchtet hat die Tiere Edmund Schwarzmann aus Gremsdorf in Bayern mit vier Elterntieren, die das RP im vergangenen Jahr im Rhein gefangen hat. Das Ergebnis sind nun rund 795 Kilogramm Schuppenkarpfen, die das RP zusammen mit Schwarzmann und insgesamt 16 Helfern von Anglervereinen und der Pachtgemeinschaft Kurpfalz in den Neckar gesetzt hat. Mit einem Gewicht von im Schnitt 400 Gramm pro Tier haben am Sonntag gut 2000 Fische eine neue Heimat im Neckar gefunden.
Ladenburg sei der vielversprechendste Ort, sagt Frank Hartmann von der Fischereibehörde des RP. Aber auch in Neckargemünd, Ziegelhausen und an der Alten Brücke in Heidelberg hat das RP die Karpfen in den Neckar gesetzt. "In Ladenburg haben wir die besten Habitatbedingungen", sagt er, während Helfer die Kisten mit den Tieren zum Fluss tragen. Wasser ist in den Kisten nicht. "Das würde spritzen, und die Tiere würden sich gegenseitig beim Springen verletzen", erklärt er. Der Ablauf ist zügig. Schwarzmann fischt die Tiere aus dem Tank, lässt sie in die Kiste, in der sie gewogen werden, und die Helfer tragen sie die wenigen Meter zum Neckar.
Züchter Edmund Schwarzmann fischt die Schuppenkarpfen aus dem Tank. Foto: Dorn
Während die Fische im Wasser verschwinden, erklärt Hartmann: "Karpfen mögen es warm zum Laichen." Dafür seien Flachwasserzonen, wie es sie im Neckarabschnitt bei Ladenburg gibt, ideal. Nicht zu vergessen die Fischkinderstube in Edingen-Neckarhausen. Davon bräuchte es laut Hartmann mehr am Neckar. Er findet zum Beispiel, dass die Neckarwiese am Fähranleger eine hervorragende Fischkinderstube abgeben würde. "Aber natürlich muss man da verschiedene Interessen beachten", betont er. Trotzdem ist das RP so sehr von Ladenburg überzeugt, dass mehr als die Hälfte der Karpfen dort im Neckar landen. "Ich denke, hier in Ladenburg werden sich die Fische gut entwickeln." Damit auch die weiter oben bei Heidelberg und Neckargemünd entlassenen Karpfen gut laichen können, empfehle das RP der Wasserschifffahrtsverwaltung nun, Flachwasserzonen zu schaffen, sagt Hartmann.
Für die Fischart entschied sich das RP nach einer ersten Analyse der vorhandenen Biomasse. Für sie gibt es ausreichend Nahrung im Neckar. Und Schuppenkarpfen seien besonders robust und würden schnell wachsen, erklärt Züchter Schwarzmann. "Wir haben hier quasi Turbo-Schuppenkarpfen eingesetzt", stimmt Hartmann ihm zu. Sie seien flinker als Spiegelkarpfen, die vor allem als "Konsumfisch" in der Zucht zu finden seien. "Die Schuppenkarpfen sind schlauer, und ich habe schon oft gesehen, dass sie dem Kormoran wieder runterfallen und entkommen", erzählt Schwarzmann. Dass er mit Begeisterung bei der Sache ist, merkt man ihm an. "Man muss sich schon freuen, wenn Fische im Wasser schwimmen", sagt er und kritisiert Fischhändler, die Tiere aus dem Ausland unter schlechten Bedingungen ziehen. Mit seiner Zucht ist Hartmann zufrieden. Er spricht von einem "Urkarpfen", den es vor knapp 150 Jahren gab – auch im Neckar. "Er wurde dann hochrückig gezüchtet, damit er mehr Fleisch hat, und dann hat man die Schuppen weggezüchtet", erklärt er.
Aber auch den Wildkarpfen könne man zubereiten – besonders gut mit Kartoffelsalat, findet Hartmann. Er weiß, dass die Motivation vieler Helfer auch die Hoffnung ist, mal einen Karpfen zu fangen. Immerhin können die ausgewachsenen Tiere im Neckar etwa 15 bis 20 Kilogramm auf die Waage bringen. "Aber wir haben da schon ein Auge drauf, unsere Arbeit soll ja nicht wieder komplett rausgefischt werden", versichert Hartmann.
Im kommenden Herbst sind wieder Besatzaktionen mit Karpfen geplant. Noch am Fähranleger besprechen Hartmann und Schwarzmann Details. Und dabei soll es nicht bleiben. Das RP will den Neckar mit weiteren Arten besetzen. "Aber wir probieren nicht einfach aus", betont er. "Wir warten die Untersuchungen ab und setzen ein, was hier auch eine Lebensgrundlage hat." Und er verrät schon einmal: "Wahrscheinlich geht es in Richtung Brachsen."
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung
Ladenburg: Im Neckar schwimmen 2000 Karpfen mehr - Nachrichten aus der Metropolregion Rhein-Neckar - RNZ
Schwarzangler am Rhein!
Am 12.04.2021 fanden Vereinsmitglieder im Brenneselloch, Altrheinarm Richtung Speyer/Reilingen, eine Reuse,
in der ein Waller verendete.
Die Reuse wurde sichergestellt. Dies war leider der zweite Fund in den letzten zwei Wochen von Schwarzangler. Bitte meldet Auffälligkeiten der Polizei.
Fischrettung
Seit kurzem ist der ASV bzw. einige seiner Mitglieder aktiv bei Fischrettung der Pachtgemeinschaft Kurpfalz aktiv.
In diesem Zusammenhang führten einige Mitglieder die erste Fischrettungsaktion in einem Überschwemmungsgebiet in Rheinau-Süd durch und konnten 4 große Karpfen (im Durchschnitt ca. KG) retten und wieder in die Freiheit entlassen.